Donnerstag, 21. Juni 2007

Gefahr für Leib und Leben auf der Charlottenstraße?

Aus dramaturgischen Gesichtspunkten wird die folgende Geschichte nicht in ihrer chronologischen Reihenfolge erzählt:

Straßengespräch auf der Insel der Gestrandeten ist seit zwei Tagen eine Schlägerei, die sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf der Eppinghofer Straße zugetragen haben soll. Jetzt nicht so der übliche Raufhändel unter Freunden oder die ordinäre Kneipenschlägerei. Nein, zwei ethnisch unterschiedliche Gruppen sollen gezielt aufeinander losgegangen sein, mit Baseballschlägern und allem was dazu gehört. Komisch, dass man darüber nichts in der Zeitung liest. Aber wahrscheinlich war keine Polizei dabei. Wenn keine Polizei dabei ist, dann erfolgt auch keine Pressemitteilung der Polizei, die gedruckt werden könnte. Worum es ging, weiß keiner von den Anwohnern. Vermutet werden irgendwelche Revierstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Verkauf von Betäubungsmitteln oder illegalem Glückspiel, was wohl auch der Grund dafür sein dürfte, dass eigentlich keine Polizei gerufen wurde. So etwas klärt man unter sich.

Ob die folgenden Ereignisse vom heutigen Tag kurz vor 20 Uhr damit in Verbindung stehen kann auch nur vermutet werden. Jedenfalls fallen um diese Uhrzeit zwei Polizeiwagen in der Charlottenstraße ein und treffen sich vor dem Spielplatz. Dass der eine Polizeiwagen mit Blaulicht verkehrt herum durch die Einbahnstraße rast, zeigt die offensichtliche Dringlichkeitsstufe. Zwei Polizisten springen heraus und fragen, ob jemand gesehen hat, dass hier eine Person von einer anderen mit einem Baseballschläger verfolgt würde. Unter den Anwesenden große Augen: "Wie bitte? Ratlosigkeit macht sich breit, die Polizei geht zu dem anliegenden Bolzplatz um dort die Lage zu klären. Da erscheint plötzlich eine Person (Typ 1), auf der Bildfläche die laut von sich gibt, dass "der da" ihm mit einem Baseballschläger an der Schulter verletzt habe. Die Originalformulierung ist eher so "hier hinten alles kaputt gemacht hat" und den anderen anzeigen möchte. Zur Beruhigung sollte an dieser Stelle eingeflochten werden, dass der recht muskulöse Typ 1 augenscheinlich keinerlei ernsthafte Verletzung davongetragen hat. Bevor die Polizei die Anzeige aufnehmen kann oder überhaupt den Sachverhalt klären kann, mischt sich Typ 2 ins in der Form ins Geschehen ein, dass er den ersten Typ recht heftig beschimpft. Da die beiden aufgrund ihres unterschiedlichen Migrationshintergrundes sich scheinbar nicht in ihrer jeweiligen Muttersprache unterhalten können, wird die folgende Debatte zur Freude der Anwesenden in Deutsch geführt. Offensichtlich schlagen die Emotionen recht hoch, da Formulierungen verwendet werden, die hier nur andeutungsweise zum Ausdruck kommen sollten. Es geht unter anderem darum, dass Typ 1 irgendetwas unanständiges mit seiner Mutter anstellen soll, die aktuell einem älteren Gewerbe nachgehen soll. Nein, damit war nicht Landwirtschaft gemeint. Jedenfalls gab es für eine derartige Bemerkung beim Weltmeisterschaftsfinale zwischen Italien und Frankreich einen Kopfstoss und eine rote Karte.


Verschiedene Umstehende greifen zu ihren Mobiltelefonen und führen hektische Gespräche, dieses Mal leider nicht auf Deutsch. Auf jeden Fall muss in den Gesprächen eine gewisse Eilbedürftigkeit zum Ausdruck gekommen sein, denn ziemlich schnell erscheinen mehrere Fahrzeuge auf der Bildfläche und diverse Personen steigen aus, um das Geschehen zu verfolgen. Herrlich, jedes Klischee wird hier bedient. Vom Typ Ghettogoldkettchen bis zum Ballonseidenoverall ist alles dabei. Die Lage wirkt nicht nur etwas bedrohlich. Was sollen drei Polizisten hier trotz vieler Zeugen schon machen? Im ganzen Durcheinander wirft ein Autofahrer noch ungeniert eine Aldi-Tüte mit Hausmüll in den Papiercontainer.
Die Polizisten sind aber gut geschult und bewirken eine gewisse Deeskalation. Zwar fliegen die Verwünschungen "Ich mach dich kaputt, ich rotte dich aus, du ..." immer noch recht tief aber plötzlich macht Typ 1 geltend, dass er kein Interesse mehr an einer Anzeige hege. Er sei doch nicht von Typ 2 mit dem Basketballschläger angegriffen worden und alles sei nur ein kleines Missverständnis.

Die Polizei ihrerseits ist nun etwas verstimmt. Warum Typ 1 denn die Polizei gerufen hätte und vorgegeben hätte in Lebensgefahr zu schweben und somit einen Polizeieinsatz provoziert hätte? Klären lässt sich jeden falls nichts und die ganze Veranstaltung löst sich nach und nach auf. Außer Spesen nichts gewesen. Typ 1 steigt in ein Auto und fährt davon und Typ 2 geht zurück in das Ekoline Internetcafé. Die Zurückgelassenen vermuten, dass das Kräfteverhältnis durch die hinzugekommenen Personen wohl eher zugunsten von Typ 2 gewesen sein muss. Die meisten aber glauben, dass dieses nur eine weitere Episode im aktuell laufenden Revierkampf war. Es wird wohl weiter spannend bleiben, vielleicht gibt es heute Nacht noch eine Fortsetzung. Vielleicht wird man davon auch in der Zeitung lesen, obwohl die Polizei wohl eher nicht eingeladen wird.

So geschehen auf der Charlottenstraße am 22.06.2007.

Erst später stellt sich heraus, dass der Streit auf der Eppinghofer Straße - vom Bahnhof aus hinter dem berühmt-berüchtigten Verkehrskreisel begonnen hat. Dort war Typ 1 hakenschlagend auf der Flucht vor Typ 2, der Typ 1 mit seinem Auto verfolgte. Szenen wie im Kino haben sich abgespielt, als Typ 2 sein Fahrzeug qualmend zum Stehen gebracht hat, mit quietschenden Reifen Vorwärts und Rückwärts gefahren ist und quer über die Straße geschleudert ist. Leider waren die anderen Verkehrsteilnehmer und Fußgänger keine Statisten. Man hätte seitens der Polizei doch wenigstens eine Anzeige wegen verkehrsgefärdendem Verhalten schreiben können. Was Auslöser des Streits gewesen ist, wird man wohl nie erfahren.

P.S. Dass die hier beschriebene Geschichte in Zusammenhang mit den örtlich ansässigen Etablissements stehen könnte, wird von offizieller Seite wahrscheinlich abgestritten. Fest steht jedenfalls, dass sowohl Beginn als auch das vorläufige Ende der beschriebenen Auseinandersetzung nicht auf der Straße und auch nicht in einer Privatwohnung stattgefunden haben. Beteiligt waren vielmehr bestimmte Call-Shops und Internetcafés. Ob unter den jeweiligen Adressen tatsächlich solche Institutionen ansässig sind und welchem Zweck diese tatsächlich dienen, wissen nur Eingeweihte. Von offizieller Seite wird man wahrscheinlich dazu nichts hören. Erst recht nicht darf man irgendwelche Reaktionen erwarten.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

das ist nix man

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