Sonntag, 8. Juli 2007

In Mülheim keine Brennpunkte?

Gestern war in zwei Mülheimer Zeitungen ein Bericht über den künftigen Leiter der Polizeiinspektion Mülheim zu lesen. In den Berichten sind widersprüchliche Aussagen darüber zu finden, ob es in Mülheim Brennpunkte gibt oder nicht. Ob dieser Widerspruch dem journalistischen Alltag der beiden Zeitungen geschuldet ist, lässt sich wohl nicht klären, zumindest kann man aber vermuten, dass richtig zitiert wurde. Nicht dass es jetzt wieder heißt, die meckern nur. Es ist auf jeden Fall zu begrüßen, dass die Polizei zusammen mit der Stadt etwas tun will und irgendwie scheint man auch bestimmte Problembereiche identifiziert zu haben, sei es mit Hilfe der dort lebenden Bürger oder aufgrund eigener Initiative.

Allerdings löst das genaue Lesen der beiden Berichte dann aber doch mindestens Stirnrunzeln aus. Die Überschrift in der NRZ heißt: „Präsenz in Brennpunkten“ dagegen steht in der WAZ: „Es gibt in Mülheim keine Brennpunkte betont Kluxen und zeigt dennoch viel Verständnis für Bürger, die subjektiv etwas anderes empfinden wie in Broich oder an der Charlottenstraße, in der Müga.“ Ja was denn nun? Brennpunkte ja oder nein? Also, ein nicht aus Mülheim stammender Polizist weiß sofort Bescheid und das was die Bürger empfinden ist – natürlich entgegen den objektiven Erkenntnissen der Polizei - alles subjektiv. Ja klar, wenn man die Kriminalitätsstatistiken zur Hand nimmt, ist Mülheim an der Ruhr ein Dorf verglichen mit Berlin, Hamburg oder vielleicht auch Düsseldorf. Nur muss man bezweifeln, ob diese Statistiken die Wirklichkeit wiedergeben. Glaubt denn die Polizei in der Tat, dass die Kriminalität, die hier stattfindet, im Normalfall aktenkundig wird? Gibt es in Mülheim überhaupt einen szenekundigen Beamten der weiß, was z.B. auf der Eppinghofer Straße tatsächlich läuft? Man muss eigentlich schon dümmer sein, als die Polizei erlaubt, wenn man glaubt, dass Leute, die sich in einer Parallelgesellschaft aufhalten, die Hilfe der Polizei in Anspruch nehmen. Ist man wirklich so naiv, dass man meint, die Bürger hier vor Ort regen sich ausschließlich über Dreck, Graffiti und Ruhestörung auf? Wenn man den Bericht liest, soll ,man anscheinend genau diesen Eindruck bekommen.

Wer Lust hat, kann ja mal im Online-Archiv des Mülheimer Lokalteils der der WAZ und der NRZ stöbern, was sich so an kriminellen Geschichten hier aus der Gegend finden lässt. Da sind z.B. Geschichten aus der Drogenszene, aus der Schutzgeld- und Geldwäscheszene, über Raub, Erpressung, Körperverletzung, Terrorismus etc zu finden. Wie ist Brennpunkt polizeilich eigentlich definiert? Warum ist Mülheim- Eppinghofen der Stadtteil mit der höchsten Einwohnerfluktuation? Warum kann man als Frau fast nie allein über die Eppinghofer Straße gehen? Warum sind auch sonst nach Einbruch der Dunkelheit kaum Einwohner Mülheims hier anzutreffen? Na klar, man geht gerne zu Onkel Ali und holt sich frisches Obst und Gemüse, lässt sich hier billig die Haare schneiden oder einen Döner schmecken aber es gibt eben auch Zeiten, da gehört die Eppinghofer Straße ganz allein denjenigen, die etwas anderes im Schilde führen. Auch in diesem Blog oder in den Foren der beiden Lokalzeitungen haben Bürger über ihre Erfahrungen dieser Art geschrieben – alles ganz subjektiv. Für die Polizei ein Tipp, fragen Sie mal bei Immobilienmaklern nach, wo in Mülheim Brennpunkte sind.

Es ist auch schön, dass die Polizei die Sorgen „ernst nehme“ nur klingt das eher nach Pfeifen im Walde. Von der Szene hier vor Ort wird die Polizei jedenfalls nicht mehr richtig Ernst genommen, gleiches gilt nach einigen negativen Erfahrungen mit der Polizei für viele Bürger. Originalaussage von der Leistelle der Polizei: „Sie wissen doch wo sie wohnen, da gibt es immer Probleme, warum sollen wir da rauskommen“ Um hier wieder Ernst genommen zu werden, müsste sich die Polizei erst einmal Respekt erarbeiten.

WAZ: „Wir wollen jetzt verstärkt gerade in den Gebieten zu später Stunde Streifen gehen, wo es Klagen und Sorgen gibt.“ Hoffentlich passiert das auch zu sehr später Stunden oder zu sehr früher Stunde. Wenn diese Patrouillen zusammen als Doppelstreifen mit dem Ordnungsamt stattfinden sollen, kann man dann jetzt schon Bedenken hinsichtlich der späten Stunden anmelden?

Zu guter Letzt noch ein Lacher aus der NRZ: „Zeige die Polizei dort offen zuviel Präsenz, sagten die Leute gleich, bei so viel Ordnungshütern muss das ja ein ganz schlimmes Viertel sein.“ Was soll das heißen? Ist das gleich schon wieder der Rückzieher? Oder will man damit zum Ausdruck bringen der Bürger wüsste nicht zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden?

P.S. auch unter http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/11562/1010885/polizei_essen ist von Brennpunkten die Rede.

1 Kommentar:

Psychodad hat gesagt…

Natürlich gibt es dort keine Brennpunkte... kann mir mal einer sagen warum ich im Dezember 2005 mit meiner Familie dort Ausgezogen bin und es vermieden habe im selben Stadtteil eine neue Wohnung zu suchen?
Aussagen von Leuten die dort nicht leben oder dort nie gelebt haben versuchen einen immer in die rechte Ecke zu stellen , wenn man sagt WIE es dort ist und WARUM!

Drei Gründe die den Kern treffen:


1)Es gibt sicher genug Deutsche die für gesunkene Lebnsqualität in der Umgebung mitverantwortlich sind.
Nämlich die Politiker die mit Null Integrationspolitik das geschaffen haben was keiner wollte:
Ghettos.

2)Die Ordnungskräfte schüren die verzweiflung der Anwohner die nicht für voll genommen werden.

3)Die wenigsten Deutschen in dem Stadtteil sind Ausländerfeindlich.
Es gibt nur zuviel "falsche Ausländerfreundlichkeit" .Damit überschneide Ich mich ein wenig mit Punkt 1) aber Ich denke das muss man mal auseinanderhalten:
Ich fühle mich wie ein Fremder im eigenen Land und bin selbst schuld?
Oder hat jemand bis heute versäumt manchen Leuten mitzuteilen das es in Deutschland eine Spur anders läuft als in Sri Lanka?
Warum sind Einwanderer in den USA schon in der ersten Generation vom eigenen Gefühl und auch für andere US Bürger schon echte US Amerikaner?
Und in Deutschland? Da ist Musti (Mustafa) seine Familie vor 3-4 Generationen aus der Türkei hier Eingewandert. Der kann 2 Wörter mehr Türkisch als ich und kennt die Türkei nur aus den Ferien.Warum fühlt der sich noch als Türke trotz deutschem Pass?

Das hat mehr mit den zuständen in der Charlottenstrasse und Umgebung zu tun als mancher denkt.

bis dann ,liebe Exnachbarn
Psychodad

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